Spider-Man: Across the Spider-Verse (2023) (2024)

Eine Filmkritik von Markus Fiedler

Brachial-gute Superhelden-Action mit viel Gefühl

Was haben Chris Miller und Phil Lord mit Sam Raimi gemeinsam? Sie sind bisher die einzigen, die es geschafft haben, einen guten Spider-Man-Film für Sony abzuliefern. Nachdem der Konzern Sam Raimi erst massiv ins Drehbuch von „Spider-Man 3“ gepfuscht und dann Änderungswünsche für Teil 4 angebracht hatte, stieg der Regisseur aus der Reihe aus – ohne den vierten Film zu drehen. Was danach folgte, war entweder Durchschnitt wie die Nachfolgefilme, die trotz starker Darsteller wie Andrew Garfield und Emma Stone die Fans nicht wirklich überzeugten, oder echte Debakel wie unlängst „Morbius“ um den gleichnamigen Spider-Man-Schurken. Erst dem Chaos-Duo Lord und Miller gelang nach langen Jahren 2018 mit „Spider-Man: A New Universe“ der Befreiungsschlag – mit einem ebenso kreativen wie grandios animierten Abenteuer um den noch relativ neuen Spider-Man Miles Morales und viele andere. Ganze fünf Jahre später kommt die Fortsetzung – und setzt in mancherlei Hinsicht neue Maßstäbe.

Das beginnt mit der Länge: 140 Minuten dürfte eine der üppigsten Laufzeiten für einen animierten Film seit einiger Zeit darstellen. Und setzt sich mit einem Einfallsreichtum fort, der momentan wohl seinesgleichen sucht und – wenn überhaupt – an die vorherigen Filme des Duos Lord und Miller erinnert und vielleicht ein klein wenig an den Oscar-Gewinner Everything Everywhere all at Once. So spielt Spider-Man: Across the Spider-Verse nicht ein einem, sondern in mehreren Dimensionen, und jede davon bekommt ihren eigenen Look. So sieht die Heimaterde von Gwen Stacy alias Spider-Woman vom Zeichenstil ein wenig anders aus als die Welt von Miles Morales – und beide unterscheiden sich von einer Erde, auf der statt New York eine indische Metropole im Mittelpunkt steht und der dortige Spider-Man aus dem entsprechenden Kulturkreis stammt. Schon die schier überbordende Optik stellt den Vorgänger, der bereits als bester Animationsfilm bei den Oscars 2018 ausgezeichnet wurde und sicher nicht arm an Einfällen war, komplett in den Schatten.

Was allerdings noch wesentlich mehr beeindruckt, ist die Tatsache, dass Lord und Miller in fünf Jahren ein Drehbuch verfasst haben, das die Story tatsächlich so hom*ogen und sinnvoll fortsetzt, als wäre dieser zweite Teil schon immer klar gewesen – was angesichts der vergangenen Zeit wohl als unwahrscheinlich gelten darf. Die Art und Weise, wie die Geschichte Miles Morales und Gwen Stacy in den Mittelpunkt des Geschehens stellt und nach gut 90 Minuten mit einem Twist aufwarten kann, der ebenso verblüffend wie in sich logisch ist, beweist die anhaltend hohe Qualität der beiden Autoren, die schon mit The Lego Movie und der wundervollen Apple TV-Serie The Afterparty gezeigt haben, wie spielerisch sie Stil und Story zu einer Verbindung bringen können, die größer ist als beides zusammen. Trotz der 140 Minuten hat Spider-Man: Across the Spider-Verse keine Längen und so viele emotionale Momente, dass die Freigabe ab zwölf Jahren dem Rechnung trägt: Der zweite Teil der Reihe dürfte ein ganz junges Publikum definitiv überfordern. Lord und Miller nutzen dabei bekannte Versatzstücke solcher Filme – der Generationenkonflikt, das Geheimnis der Kinder, Angst vor Verlust und Schmerz – mit so viel Gespür für die Situation, dass diese Szenen angenehm frisch und unverbraucht wirken, obwohl die meisten Zuschauer:innen ähnliches schon viele Male gesehen haben dürften.

Die Actionsequenzen sind von einem Tempo, dass das Publikum eigentlich bei jedem Zwinkern bereits Gefahr läuft, etwas zu verpassen, so hyperschnell lassen Lord und Miller hier die Ideen sprudeln. Wilde Kamerafahrten, Farbexplosionen, rasante Prügeleien – näher an einem ins Laufen geratenden Comicheft war noch kein Superhelden-Film. Und weil die Macher auch nicht vergessen, woher das alles kommt, packen sie jede Menge Spider-Men in ihre Story, die Fans bereits aus mehr oder weniger ikonischen Auftritten in Heftserien kennen. Da ist Miguel O’Hara, der Spider-Man des Jahres 2099, einer recht kurzlebigen Spin-Off-Idee des Verlags aus dem Jahr 1992. Da ist Ben Reilly, ein Klon von Peter Parker, der in den 90ern auftauchte und nach einer langen Saga zeitweise der Held in seinem eigenen Heft wurde. Da ist Hobie Brown, in alten Spider-Man Comics der eigentliche „Prowler“ statt Miles‘ Onkel, wie im Vorgängerfilm, der hier als Spider-Punk dabei ist. Und schließlich ist sogar Spider-Girl, in den Comics die Teenager-Tochter von Peter Parker und Mary Jane namens May, hier als Baby dabei. Dabei ist das aller Wahrscheinlichkeit nach nur die auffällige Spitze des Eisbergs dessen, was Lord und Miller tatsächlich an Hinweisen, Anspielungen und Verbeugungen ans das Marvel-Comicuniversum unterbrachten.

Der einzige Wermutstropfen an Spider-Man: Across the Spider-Verse ist denn auch die Tatsache, dass Sony im Vorfeld nicht wirklich klarmachte, wie lang die Story tatsächlich sein würde: Der Film ist ein klassischer zweiter von drei Teilen und endet mit einem fiesen Cliffhanger. Allerdings soll es bereits im März 2024 weitergehen – dann mit Spider-Man: Beyond the Spider-Verse. Und wenn der das Niveau seines Vorgängers halten kann, steht Superhelden-Fans ein weiteres Highlight bevor. Auch wenn Warner, Disney und Sony dann irgendwann auch gern mal mit den Multiversum-Abenteuern ihrer Superhelden aufhören dürften. Selbst wenn sie so stark ausfallen wie dieses.

Die Fortsetzung von „Spider-Man: A New Universe“. Wie der Titel es bereits andeutet, besteht das neue Abenteuer von Spider-Man aus zwei Teilen — und der erstesoll am 13 Oktober 2022 in die deutschen Kinos kommen.

Spider-Man: Across the Spider-Verse (2023) (2024)

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